Was bringt die Bildungsreform? Eine Vorahnung.

Erste Analyse  des Kurier der bisher spärlich nach Außen gelangten Informationen und Kommentare dazu von Reinhart Sellner (ÖLI-UG)

 

„Max’ und Moritz’ Lehrer Lämpel ist nicht mehr: Die pädagogische Schulreform soll den Schulalltag modernisieren“ (kurier), „aber die strukturellen Defizite, soziale und demokratische, weiter fortschreiben“ (Sellner)

Schulautonomie

Fix ist, die Schulautonomie soll massiv ausgebaut werden. „Damit wird die Schulwahl zweifellos noch wichtiger“ (k) und verursacht mehr unfaire „Konkurrenz der Standorte statt, wie zum Beispiel in Finnland, gute und sozial indiziert mit Ressourcen ausgestattete Schulen für alle in ihrem Wohngebiet, also an jedem Standort, zu garantieren“ (S)

Unter diesem Kapitel läuft auch die Auswahl der Direktorinnen, die „nicht mehr wie bisher durch parteipolitisch besetzte Gremien in den Landesschulräten … , sondern … durch eine einfache Entscheidung von je zwei Vertretern der Dienstgeber und Dienstnehmer“ (k) erfolgen soll. „Das ist Parteipolitik durch die Hintertür durch der Landeshauptmannspartei genehme Beamt/innen und von parteinahen Fraktion, wie der fcg/ÖAAB-dominierte Gewerkschaft/ZA APS/FA AHS+BMHS. Nur in Vorarlberg hat die parteiunabhängige VLI die PV-Mehrheit.“ (S) 

Direktoren sollen nicht mehr automatisch nach vier Jahren unbefristet bestellt werden. Nach „fünf Jahren“  muss sich „jede/r Schulleiterin erneut einer Ausschreibung und Hearing stellen“ (k). „Mitbestimmung der Schulpartner/innen ist anscheinend ebenso wenig vorgesehen, wie ein Schulleitungsteam, auch keine Rechenschaftspflicht gegenüber der Schulgemeinschaft z.B.jährliche Schulkonferenz der LehrerInnen, Eltern, SchülerInnen.“(S) Stattdessen wird die bisherige Arbeit mittels fragwürdiger Bildungsdaten evaluiert – mit erheblichen Nebenwirkungen. 

„Eine Vollautonomie bei der Personalauswahl wird der Direktor nicht bekommen, aber mehr Mitsprache bei der Auswahl, sogar ein Vetorecht soll möglich werden.“ (k) Das bedeutet, „keine Zuweisung von Verwaltungspersonal nach Schulgröße, keine regionale, allen Schulen = APS, AHS, BSD, BMHS offene Unterstützungsstruktur von Sonderpädagog/innen, Sozialarbeiter/innen, Psycholog/innen“.(S)

„Und ein kleiner Teil der Lehrplanstellen – die Rede ist von rund drei Prozent – soll der Schulleiter in Unterstützungspersonal umwandeln dürfen.“(k) Ist die Bildungsreform im Gesamten so "kreativ" wie diese angedachte Sparidee, dann gute Nacht Österreich, buona notte Bildung.

 

Schulverwaltungsreform 

„Vom Finanzminister als Spar-Projekt angekündigt, mit dem er das strukturelle Defizit des BMBF ausgleichen will. Eine Arbeitszeiterhöhung zur Verbilligung der Lehrer/innen-Personalkosten ist für ihn weiterhin eine Alternative.“(S) 

„Ein essenzieller Teil der Reform soll die Effizienz des teuren Schulsystems massiv verbessern. Seit den 1960er-Jahren wird über diese Reform diskutiert. Es ist ein Monstervorhaben, an dem bisher alle Reformer gescheitert sind. Und auch dieser Anlauf droht zu scheitern.“(k) „Die SPÖ will anscheinend keinen Schul- und Regierungskonflikt riskieren und wird wieder einmal vor den ÖVP-Verteidigern der Langform der AHS und vor ÖVP-Landeshauptmännern + ihrem burgenländischen Landesfürsten kapitulieren, die den landesparteipolitischen Durchgriff auf die Schulverwaltung, Leiter/innenbestellung und Landeslehrer/innen auch auf Kosten der Bildung aller Landeskinder behalten wollen.“(S)

„Derzeit zeichnen sich zwei Modelle ab:  Alle Macht beim  Bund – oder mit schlankeren Strukturen, aber viel Einfluss der Länder  weiter wie bisher. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.“(k) „Anscheinend – vgl. Einleitungsabsatz zur Schulreform – wird die Entscheidung zugunsten der Länder ausfallen. Aber noch gibt es Chancen für die Vereinheitlichung im Sinn der Bundeskompetenz für alle Schulen, für Supportpersonal, für Kooperation von Landes- und Bundesschullehrer/innen in gemeinsamen allgemeinbildenden, aber auch im berufsbildenden Schulwesen …“(S)

„Keine guten Nachrichten kommen von den Kindergärten. Zwar ist unbestritten, dass der Kindergarten eine immens wichtige erste Bildungseinrichtung darstellt und nicht nur zur Verwahrung der lieben Kleinen dient. Der Plan, die Kindergärten zum Teil der Bildungsreform zu machen und die Qualität und Öffnungszeiten zu vereinheitlichen, ist offenbar schon wieder am Njet der Länder gescheitert.“(k) Die Elementar-pädagogik ist in Österreich immer noch kein Thema. Ein weiteres Beispiel für die reaktionäre Bildungspolitik in Österreichs seit Elisabeth Gehrer. 

 

Kuriosum

„Am Dienstag tagt die große Bildungsreformgruppe zum vierten Mal seit Start der Verhandlungen. Danach werden die Schulpartner – Schüler-, Eltern- und Lehrervertreter – im Ministerium erwartet. Die Einladung erfolgte sehr kurzfristig. Und als besonderes Kuriosum ist der erste Sitzungspunkt nicht eine Erläuterung über den Stand der Verhandlungen, sondern die Schulpartner sollen ihre Ideen für die Bildungsreform darlegen. Drei Wochen vor dem Ende der Verhandlungen. „Eine Frechheit“, beschreibt es ein Schulpartner erbost.“(k) „Die Schulpartner/innen: Lehrer/innen aller Schultypen*, haben bis heute keine gemeinsamen Vorschläge erarbeiten wollen. Die Unabhängigen GewerkschafterInnen (UG) sind mit ihren Argumenten für gemeinsames Beraten der Schulreformpläne der Regierung bisher in der GÖD in der Minderheit geblieben – auch in der GÖD besteht Reformbedarf“(S)

* Vertreten durch 5 Gewerkschaften und wenigstens 2 ZA [AHS+BMHS} und 9 ZA der Landeslehrer/innen der 9 Bundesländer und 9 der Berufschullehrer/innen und landwirtschaftliche Lehrer/innen.

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